27.10.2017 - 1.100 Aussteller - 7,7 % mehr als im Vorjahr, so viele wie noch nie - sind in diesen Tagen auf der Essener SPIEL vertreten, belegen zusammen eine Fläche von 72.000 m² (+ 12,5 %) und hoffen auf rund 175.000 Besucher. Rechnerisch kommt auf jeden Aussteller eine Neuheit oder Weltpremiere; einen Überblick (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) verschafft unsere Neuheitenliste. Größter Einzelaussteller ist die in den letzten Jahren sprunghaft expandierte Asmodee-Gruppe mit einer Gesamt-Standfläche von 2.500 m² - einem Viertelhektar. In den Chor der Branchen-Erfolgsmeldungen (Umsatzzahlen siehe getrennte Nachricht von heute) stimmte unlängst auch der Marktforscher YouGov ein, der im August 2.000 deutsche Erwachsene zum Thema Spiele befragte. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf Gelegenheitsspielern liegen, die laut den Autoren Potenzial haben, die Abhängigkeit des Marktes von wenigen Verkaufsschlagern wie dem "Spiel des Jahres" zu verringern und ihn auch für andere Neuheiten leichter zugänglich zu machen. Basierend auf der Umfrage spielen 70 % aller Deutschen zumindest "manchmal" physische Spiele. 61 % stimmten der Aussage zu, dass Spiele in Zeiten, in denen alles digital werde, eine gute "Fluchtmöglichkeit in die analoge Welt" seien. Beinahe genauso viele Menschen (59 %) gaben an, dass sie Brettspiele nicht mit Digitalem vermengt sehen wollen. 60 % wollten Spiele, die sie noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen, auch selbst mit ihren Kindern spielen.

Spricht man von Potenzial, muss man ergründen, welche Kauflaune die Deutschen im Spielebereich an den Tag legen. Danach gefragt, wie viele Brett- oder Kartenspiele sie schon zuhause hatten, antworteten nur 2 %, dass sie gar keine besaßen; die meisten Personen (31 %) hatten ein bis fünf Titel im Schrank, fast gleich viele (29 %) sechs bis zehn, sodass man den Anteil derer, die offen für Gesellschaftsspiele sind, aber noch reichlich Luft nach oben für Neukäufe haben, auf 60 % beziffern könnte. Aktivere Spieler (11-15) stellen 16 % der Bevölkerung, 12 % kamen auf 16-20, 5 % auf 21-30, 1 % auf 31-40 Exemplare, und immerhin 3 % der Deutschen konnten mit über 40 Spielen im privaten Bestand zu den eifrigsten Sammlern gezählt werden.

Von allen Befragten hatten 44 % vor, innerhalb der nächsten zwölf Monate mindestens ein Spiel für sich selbst oder als Geschenk für jemand anderen zu erstehen. Dabei fiel es allerdings mehr als einem Viertel (26 %) schwer, sich über Neuerscheinungen zu informieren. Deshalb hätten es Nicht-"Spiel des Jahres"-Gewinner schwer, vor allem Gelegenheitsspieler zu erreichen. Letztere, die nach eigener Aussage selten bis manchmal spielen, machten rund 35 % der Bevölkerung aus und holten sich Produktempfehlungen in den meisten Fällen (62 %) von Freunden und Bekannten; 51 % ließen sich von eigenen Erfahrungen mit einem Spiel bei Freunden leiten, 27 % lasen Kundenbewertungen in Onlineshops, 16 % suchten Rezensionen auf speziellen Websites, und 15 % holten sich eine Beratung im Fachhandel. Andere Quellen waren Medienberichte (15%) und YouTube-Rezensionen (10 %).

In der "Potenzialgruppe", die sich von der Spielebranche gezielt ausbauen ließe, wähnten die Marktforscher die 35 % der Bürger, die selten oder manchmal spielten, also etwas mehr als ein Drittel der Bevölkerung. Diese Gruppe ist laut Studie auch recht kaufkräftig: Unter allen 2.000 Befragten war der Anteil von Gelegenheitsspielern in höheren Einkommensstufen besonders hoch (38 % bei über 3.000 € Monatsverdienst, 34 % bei einem Einkommen zwischen 1.500 und 3.000 €, 28 % bei bis zu 1.500 €). Dass man Gelegenheitsspieler nicht zwingend über Kinderspiele ansprechen muss, deutet der Umstand an, dass nur 22 % der "Potenzialgruppe" eigenen Nachwuchs hatten, 3 % weniger als in der Gesamtbevölkerung.

Das Kriterium, das "Ab und zu"-Spielern beim Spielekauf für sich selbst am meisten bedeutete, war ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (von 39 % genannt); 38 % verlangten eine interessante Beschreibung auf der Verpackung, 37 % wollten davon ihre Neugier geweckt sehen. Ebenfalls 37 % pochten auf hochwertiges Spielmaterial, 32 % machten ihre Wahl vom Thema des Spiels abhängig, 29 % von der Spieldauer und / oder dem Spieltyp. Beim Kauf als Geschenk für andere führten die Materialqualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis mit je 41 % vor der Beschreibung (37 %), den Altersangaben auf der Verpackung (37 %) und dem Thema (30 %); aus der Wichtigkeit der Altersangabe lässt sich laut YouGov erahnen, dass bevorzugt Kinder- und Jugendspiele verschenkt werden. Allgemein sagten 63 % der Potenzialgruppe, dass beim Präsentkauf die Vorlieben des Beschenkten im Vordergrund stünden.

Viele Deutsche waren bereit, neben beworbenen Preisträgern auch andere Neuheiten auszuprobieren; 55 % forderten allerdings, dass Spiele intuitiv sein und auf lange Anleitungen verzichten sollten.

YouGov resümierte, dass man Gelegenheitsspieler mit rein analogen Spielen ansprechen und auf Altbekanntes und Nostalgie statt auf Revolutionäres setzen sollte.

Zum Abschluss ein redaktioneller Hinweis in eigener Sache: Wer hier mitliest, weiß meist schon über die besten Antworten auf den oben genannten Informationsmangel. Doch möchten wir an dieser Stelle all denjenigen, die manchmal vergeblich nach Inspirationen suchen, unsere Zeitschriften spielbox für Brettspielfans allgemein und SPIEL DOCH! für Einsteiger wärmstens ans Herz legen - Rennie räumt den Magen auf, und spielbox / SPIEL DOCH! beheben jegliches Auskunftsdefizit.