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18.01.2021 – Nach rassistischen Äußerungen des italienischen Autors Daniele Tascini hat der Verlag Hans im Glück mit einer klaren Haltung reagiert: „Die Marco-Polo-Reihe werden wir nicht weiter auflegen und alle bestehenden Bestellungen unserer Vertriebspartner (wir vertreiben unsere Spiele nicht selber) stornieren.“ Das schrieb Verlagschef Moritz Brunnhofer am Montag auf der Homepage des Verlags. Bereits am Samstag hatte der polnische Verlag Board & Dice auf Äußerungen Tascinis reagiert. 

 

Was war geschehen? Tascini hatte bei Facebook geschrieben, dass er Freunde, die aus Afrika stammen, nicht schwarz nennt, weil sie nicht schwarz seien. „Unter uns in Freundschaft nenne ich sie N*****, und sie sind nicht beleidigt“, führte er weiter aus. Was Jeremy Howard (Man vs Meeple) bei Facebook aufgriff und verbreitete. Und was für viel Empörung gesorgt hat. „Ich bin zutiefst verletzt davon“ schrieb Howard, der sich selbst als großer Tascini-Fan outet. „Aber ich habe Prinzipien, die ich für Spiele nicht einfach über Bord werffen kann“, führte Howard weiter aus.

 

Tascini selbst reagierte auf die Diskussion noch am gleichen Abend, unter anderem indem er seinen Ursprungspost löschte. Er sei schockiert, wie sich seine Aussage in der englischen Übersetzung läse. Er wies den Verdacht, ein Rassist zu sein, von sich und betonte, dass er wo immer er könne, Rassismus bekämpfe. Ganz im Gegenteil sollte seine frühere Aussage Rassismus sogar verurteilen. Das gehöre zu seinem Selbstverständnis, zumal das Hobby Spiel für Diversität stehe und jeden, unabhängig von Ethnie, Kultur, Religion oder sexueller Orientierung, willkommen heiße. „Ich möchte mich bei jedem entschuldigen, den ich mit meinen Worten verletzt habe“, schreibt Tascini.

 

Zu spät. Nicht genug. Howard machte daraufhin auch deutlich, dass es immer einen bitteren Beigeschmack habe, wenn sich jemand entschuldigt, weil seine Worte jemand verletzt hätten. „Ich habe einige solcher Entschuldigungen zuvor gelesen“, schrieb Howard. Es sei eine typische Taktik zur Gesichtswahrung, nachdem eine frühere Aussage für Empörung gesorgt und auf massive Kritik gestoßen sei.

 

So bewertet es auch Moritz Brunnhofer von Hans im Glück: „Die von Herrn Tascini versuchte Entschuldigung zeigt leider, dass diese Akzeptanz nicht vorliegt und er nicht verstanden hat/verstehen will, dass das Problem vom weißen Alltagsrassismus ausgeht.“ Solange das Hans-im-Glück-Team nicht das Gefühl habe, dass Tascini wirklich einsichtig sei und eine ernst gemeinte Entschuldigung vorliege, habe das Ende der Zusammenarbeit Bestand. Auch würden keine neuen Projekte mehr mit ihm umgesetzt. „Wir werden sämtliche Einnahmen, die der Hans-im-Glück-Verlag für die Marco-Polo-Reihe ab jetzt bekommt, an eine oder mehrere Organisationen spenden, welche sich dem Thema Rassismus widmen“, betont Brunnhofer.

 

Auch das Team von Board & Dice bekennt sich zur Diversität und stellt sich gegen jegliche Form von Diskriminierung. Dafür setze man sich intern durch Fortbildungen ein – und auch dadurch, dass man sich diejenigen aussucht, mit denen man zusammenarbeitet. „Angesichts der jüngsten rassistischen Äußerungen von Daniele Tascini verurteilen wir unmissverständlich alle Aspekte und Handlungen von Rassismus, ob beabsichtigt oder nicht, einschließlich Kommentaren, Epitheta, Verunglimpfungen, Witzen oder anderer Ausdrücke, die von der Gruppe von Menschen, auf die sich diese Worte beziehen, als hasserfüllt, unangemessen oder unerwünscht angesehen wird.“ Bei Board & Dice wurde die Reaktion Tascinis nicht als ernsthaftes Bedauern verstanden, sondern als typischer Reflex, um nicht als Rassist zu gelten. Er habe nicht seinen Fehler eingesehen, sondern nur bedauert, dass seine Äußerungen publik und bei Facebook geteilt wurden. Man werde nun jegliche Zusammenarbeit beenden – außer bei jüngst erschienen Spielen, bei denen es noch vertragliche Verpflichtungen gebe – und möchte auch in Zukunft keine weitere Zusammenarbeit mehr mit Tascini.