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24.06.2019 - "Kindermund tut Wahrheit kund", so ein Sprichwort - der Nachwuchs redet nicht lange um den heißen Brei, wenn ihm etwas nicht gefällt, sondern lässt Freude oder Unmut ohne Filter verlauten. Auch deshalb sind Kinder eine besonders ehrliche Zielgruppe, für deren Unterhaltung ganz eigene Voraussetzungen gelten, und die Herausforderung, ein Kinderspiel zu gestalten, ist daher weit davon entfernt, ein solches zu sein. Eben weil Gesellschaftsspiele für Kinder von Autoren ein Gespür verlangen, das nicht immer deckungsgleich mit dem für Familien- oder Kennerspiele ist, reserviert die Jury "Spiel des Jahres" einen ihrer drei Pöppel für das "Kinderspiel des Jahres". Von rund 200 neu erschienenen Spielen sahen sich die Juroren über 120 genauer an und probierten die vielversprechendsten Kandidaten mit Kindern aus. Diesen Vormittag wurde in Hamburgs früherem Hauptzollamt der diesjährige Gewinner ausgezeichnet: Tal der Wikinger des französischen Autorenduos Marie und Wilfried Fort, veröffentlicht bei HABA. Laut Jury biete es eine "innovative Kombination von Geschicklichkeit und Strategie, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen herausfordert". In ihrem Dorf kegeln die Wikinger mit einer großen Kugel Fässer um und liefern sich ein Wettrennen auf einem Bootssteg; die Farbe der umgeworfenen Fässer bestimmt, wessen Spielerchip wohin bewegt wird. Manchmal gibt es Belohnungen, dann wieder purzelt ein Chip ins Wasser und lässt seinen Besitzer leer ausgehen. Die weitere Jury-Begründung: "Losspielen will jeder - allein wegen des bildhübschen Materials kann jeder. Loskegeln kann auch jeder. Da fliegen die Fässer, da ist die Freude groß. Die Finessen lernt man hier quasi Knall auf Fall. Und wenn es mal danebengeht, steigert das nicht den Frust, sondern nur noch den Ehrgeiz für eine weitere Partie. Wie das Autorenpaar Fort im Tal der Wikinger zugleich Geschick und taktisches Denken herausfordert, ist in seiner Mischung so einzig- wie neuartig."

Außerdem nominiert waren Fabulantica von Marco Teubner, erschienen bei Pegasus, zu dem die Jury sagte, der Autor habe hier zwei bekannte Spielmechanismen zu einem "absolut kindgerechten und märchenhaften Merk-Laufspiel für Kinder ab 6 Jahren kombiniert". Teubner hatte erst 2016 mit Stone Age Junior das "Kinderspiel des Jahres" geholt. Ebenfalls im Rennen war Go Gecko Go! von Jürgen Adams, erschienen bei Zoch, laut Jury ein "tierisch spannendes Wettsurfen, bei dem neben Würfelglück auch taktische Überlegungen gefragt sind". Videos zu allen drei Titeln hat die Jury auf ihrem YouTube-Kanal veröffentlicht. Weitere sieben Titel schafften es auf die Empfehlungsliste.

Jurysprecherin Sabine Koppelberg erzählte, sie werde immer wieder gefragt, wie man Kinder für Gesellschaftsspiele begeistern könne. Nach ihrer Ansicht schaffe man das am besten, indem man ihnen das Spielen vorlebe: Seien Fernbedienung und Telefon aus der Hand gelegt, könne man zuhause und auch in der Ganztagesbetreuung regelmäßige Spielzeiten organisieren. Dass Spielen auch im Unterricht gut ankommt, bestätigten die Grundschüler selbst im Interview auf Preisverleihung. Unter den diesjährigen Kinderspielen dominierten thematisch Tiere, Monster, Helden und Märchenfiguren. Altersmäßig richtet sich das "Kinderspiel des Jahres" zwar an etwa Drei- bis Siebenjährige, doch die drei Finalisten werden erst für Kinder ab sechs Jahren empfohlen; dieses durchgehend relativ hohe Altersniveau ergab sich zufällig aus den preisverdächtigen Beiträgen.

Das "Spiel des Jahres" und das "Kennerspiel des Jahres" werden am 22.7. in Berlin prämiert.
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"Children (and fools) tell the truth", according to a proverb - the young ones don't beat around the bush when there's something they don't like, making their joy or displeasure known without any filter. This is one of the reasons why kids are a relentlessly honest target group whose entertainment has its own special requirements. The challenge of making a children's game is therefore far from being child's play. It is precisely because board games for children demand from authors an intuition not always congruent with that for family or connoisseur games that the "Spiel des Jahres" jury reserves one of its three awards for the "Kinderspiel des Jahres" (children's game of the year). From roughly 200 new game releases, the jurors took a closer look at more than 120 and tried out the most promising candidates together with children. This morning this year's winner was honoured in Hamburg's former main customs office: Tal der Wikinger (Valley of the Vikings) by French authors Marie and Wilfried Fort, published by HABA. According to the jury, it offers an "innovative combination of skill and strategy challenging children and adults alike". In their village, the Vikings knock over barrels with a large ball and compete on a jetty; the colour of the barrels knocked over determines whose player's chip is moved where. Sometimes there are rewards, but then a player chip falls into the water, leaving its owner empty. The jury commented further: "everyone wants to start playing - and everyone can because of the beautiful material alone. Anyone can bowl away. The barrels fly, the joy is great, teaching finesse suddenly. And if it does go wrong, it doesn't increase frustration, but only the ambition for another game. How the authors challenge both skill and tactical thinking is as unique as it is novel in its mixture".

Also nominated were Fabulantica by Marco Teubner, published by Pegasus; the jury said the author had combined two well-known game mechanisms to create an "absolutely child-oriented and fairytale-like memory and movement game for children aged 6 and over". Teubner had already won the "Kinderspiel des Jahres" award in 2016 with Stone Age Junior. Another finalist was Go Gecko Go! by Jürgen Adams, published by Zoch, which according to the jury was a "beastly exciting surfing competition, requiring not only luck rolling the dice but also tactical deliberations". Videos detailing all three titles have been published on the jury's YouTube channel. Seven more entries made it on the list of recommended games.

Jury speaker Sabine Koppelberg told people frequently asked her how one can inspire children to play board games. In her opinion, the best way to do this is to give them a good example: remote control and phone put aside, one can organize regular play sessions at home and also in day care. The fact that playing games is well received in class, too, was confirmed by the primary school pupils in an interview at the awards ceremony. Animals, monsters, heroes and fairytale characters dominated this year's themes. In terms of age, the "Kinderspiel des Jahres" is aimed at children between the ages of three and seven, but the three finalists are recommended for children from the age of six; this consistent, relatively high age level was a random result from this year's prize-winning games.

The winners of "Spiel des Jahres" and "Kennerspiel des Jahres" will be announced on July 22 in Berlin.