03.01.2017 -  Als Harald Bilz Ende des vergangenen Augusts überraschend starb, verlor der Heidelberger Spieleverlag seinen Gründer und Geschäftsführer. Dieser Umstand könnte mit dazu beigetragen haben, dass sich Heidelberger jetzt zum Jahreswechsel dazu entschloss, unters Dach des französischen Spielekonzerns Asmodee zu schlüpfen. Heidelberger selbst, vertreten durch die Geschäftsführerin Petra Hofstetter, und Asmodees Deutschlandchefin Carol Rapp sprachen von einer "Fusion" in der Asmodee GmbH unter Rapps Leitung, Asmodees Gruppenchef Stéphane Carville jedoch von einer Übernahme. Logistisch ziehen die beiden Partner schon seit Sommer 2015 an einem Strang, Heidelberger fungierte als Vertrieb der Asmodee-Label Fantasy Flight Games und Plaid Hat Games. Künftig arbeitet man damit auch in Sachen Distribution, Marketing, Service und Events zusammen. Die Sortimente sollen einander ergänzen und sich mit Titeln wie Dobble, Zug um Zug, Dixit, Codenames, Zombicide oder X-Wing sowie Neuheiten wie Star Wars Destiny, dem "Final Fantasy"-Sammelkartenspiel oder Runewars breiter aufstellen. Dabei will Asmodee seine Erfahrung im Massenvertrieb einbringen, während Heidelberger seine Stärken im Fachhandel nutzt; das Ziel sei es, einen der kanalübergreifend führenden Akteure auf dem deutschen Spielemarkt zu schaffen. Heidelberger bleibt an seinem baden-württembergischen Firmensitz Walldürn und wird als "Studio Heidelberger" Spiele entwickeln; außerdem setzt man die deutsche Lokalisation von Fantasy-Flight-Spielen fort. Logistik und Lager bleiben ebenfalls bestehen.

Gleichzeitig gab Asmodee bekannt, sich den französisch-spanischen Spieleverlag Edge Entertainment und den spanischen Vertreiber Millennium einzuverleiben. Edge mit Niederlassungen in Toulouse und Sevilla hält unter anderem die französischen und spanischen Rechte an Bruno Faiduttis Citadels und kooperiert schon seit längerem mit Fantasy Flight. Unter seinem Gründer Gilles Garnier wird Edge auch in Zukunft neue Titel entwickeln. Dem Spielevertrieb Millennium schreibt Asmodee in Spanien eine ähnliche Rolle wie Heidelberger in Deutschland zu, nämlich die eines Wegbereiters in den spezialisierten Fachhandel. Millennium-Geschäftsführer José Manuel Rey, der zusammen mit Garnier auch Edge ins Leben gerufen hatte, wird neuer Chef von Asmodee Iberica. Die drei Zukäufe sind die jüngsten Asmodee-Akquisitionen nach den Verlagen Days of Wonder, Fantasy Flight Games, Asterion und Pearl Games, den englischsprachigen Catan-Rechten und dem skandinavischen Spielevertrieb Bergsala Enigma. Da Asmodee zu mehr als drei Vierteln dem französischen Investor Eurazeo gehört und dieser Firmen übernimmt, um sie später gewinnbringend weiterzuverkaufen, wird nun spekuliert, ob das Gesamtpaket irgendwann an einen finanzstarken Abnehmer wie Hasbro oder Mattel gehen könnte.